Wir setzen auf Vernetzung

Artikel aus dem Magazin zum 20jährigen Jubiläum der BEG (Stand: November 2016)

Seit vor 20 Jahren die Verant­wortung für den Regional- und S-Bahn- Verkehr vom Bund auf die Länder überge­gangen ist, hat Bayern die Möglich­keiten des Wettbewerbs wie kaum ein anderes Bundesland ausgeschöpft. Verkehrs­mi­nister Joachim Herrmann erklärt, wie die weiteren Pläne der Staats­re­gierung für das Bahnland Bayern aussehen.

Herr Minister, wie sieht zukunfts­fähige Verkehrs­politik im Freistaat aus?

Joachim Herrmann: Bayern ist das Bundesland mit der größten Fläche. Eine moderne, leistungs­fähige und sichere Verkehrs­in­fra­struktur ist Voraus­setzung für die Mobilität unserer Bürger. Sie ist zudem Grundvor­aus­setzung für wettbe­werbs­fähige Standort­be­din­gungen von Industrie und Handel – und damit für den Wohlstand unserer Gesell­schaft. Wir setzen deshalb in der bayerischen Verkehrs­politik auf Vernetzung. Alle Verkehrs­träger müssen verknüpft und optimal entsprechend ihren speziellen Stärken genutzt werden. Damit steigern wir die Effizienz unserer Verkehrs­systeme und sorgen für eine umwelt-, klima- und ressour­cen­schonende Mobilität. Dazu gehört auch, einen Teil des Verkehrs­wachstums auf die Schiene zu bringen. Zum Beispiel werden wir mit der Neufahrner Kurve Ostbayern besser an den Flughafen München anbinden.

» Aufgabe einer sinnvollen Verkehrs­politik ist es, Mobilität zu ermöglichen und nachhaltig zu gestalten. «

Ein entschei­dendes Kriterium für eine kontinu­ierliche Optimierung des Schienen­per­so­nen­nah­verkehrs ist die Infrastruktur. Welche Gestal­tungs­mög­lich­keiten nutzt der Freistaat?

Joachim Herrmann: Ohne ein modernes Schienennetz ist kein moderner Schienen­verkehr möglich. Deshalb sind kontinu­ierliche und ausrei­chende Investi­tionen in die Infrastruktur wichtig. Das System ist unterfi­nanziert. Hier muss allerdings der Bund handeln und mehr Gelder für die Instand­haltung und den Ausbau zur Verfügung stellen. Denn Bau und Unterhalt der Infrastruktur ist laut Grundgesetz Aufgabe des Bundes. Nur wenn das System Bahn ausreichend finanziert ist, können wir den Regional- und S-Bahn-Verkehr weiterhin attraktiv gestalten.

Aber auch der Freistaat betreibt eine aktive und engagierte Schienen­ver­kehrs­politik, sowohl bei der Infrastruktur in der Fläche als auch bei der S-Bahn- Infrastruktur. Zum Beispiel ist der Bahnknoten München das größte Schienen­projekt des Freistaats für die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Dieses Projekt hat nicht nur für München, sondern für ganz Bayern höchste Bedeutung. Mit dem Bahnknoten-Konzept wollen wir unter anderem die Erreich­barkeit des Münchner Flughafens aus vielen bayerischen Landes­teilen verbessern und das Streckennetz rund um München für den weiter zunehmenden Schienen­verkehr ertüchtigen. Der weitere Ausbau der Schienen­in­fra­struktur in Bayern hat für mich jedenfalls hohe Priorität.

» Der Schienen­verkehr in Bayern leistet einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige Mobilität im Freistaat. Wir wollen, dass sein Anteil an der Verkehrs­leistung weiter wächst. «

Das Bahnland Bayern gilt bundesweit als Erfolgs­modell. Was macht Bayern im Schienen­per­so­nen­nah­verkehr anders?

Joachim Herrmann: Mit der Bayerischen Eisenbahn­ge­sell­schaft haben wir die Verant­wortung für den SPNV in Bayern in einer einzigen Institution gebündelt. Das war nach der Regiona­li­sierung 1996 die absolut richtige Entscheidung und garantiert die optimale Nutzung von Gestal­tungs­mög­lich­keiten aus einer Hand. Es ist zudem ein gutes Beispiel dafür, dass Wettbewerb auch auf der Schiene zu Effizi­enz­ge­winnen, besserer Leistung und höherer Qualität führt. Und das, obwohl die staatlichen Finanz­mittel des Bundes für den SPNV über viele Jahre hinweg kaum gestiegen sind und die Infrastruk­tur­ge­bühren stark zulegten.

Bayern hat ein 6.000 Kilometer langes Schienennetz mit mehr als 1.000 Bahnhöfen. Es ist das umfang­reichste Bahnnetz aller Bundes­länder. Allein im Schienen­per­so­nen­nah­verkehr werden in Bayern jährlich 122 Millionen Zugkilometer gefahren – auch das ist bundesweit spitze. Immer mehr Menschen in Bayern nutzen diese attraktive Alternative zum Indivi­du­al­verkehr. Die Nachfrage im Regional­verkehr einschließlich der S-Bahn Nürnberg ist in den letzten 20 Jahren um 73 Prozent gestiegen. Und der Bayern-Takt, der auf fast allen Strecken in Bayern mindestens einen Stundentakt vorsieht, mit Anschluss­knoten und kurzen Umstei­ge­zeiten, gilt längst als Marken­zeichen für ein attraktives Verkehrs­angebot auf der Schiene.

Der Schienen­verkehr wird wegen seiner spezifischen Vorteile am Standort Bayern auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Vor allem durch seine hohe Energie­ef­fizienz leistet er einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige Mobilität im Freistaat. Auch deshalb soll sein Anteil an der Verkehrs­leistung nach Ansicht der Bayerischen Staats­re­gierung weiter wachsen.

Joachim Herrmann
ist Bayerischer Staats­mi­nister des Innern, für Bau und Verkehr. Er ist Mitglied der CSU und seit 1994 Mitglied des Bayerischen Landtags. Seit 2007 ist er Bayerischer Innenmi­nister. Mit der Regierungs­bildung im Oktober 2013 hat das Innenressort zusätzliche Aufgaben erhalten. Herrmann ist seither auch für alle Fragen der Verkehrs­politik sowie für Sport zuständig.

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