Die BEG sehe ich auch als Moderator

Seit Mitte Oktober 2016 ist neben Dr. Johann Niggl ein zweiter Geschäfts­führer bei der BEG an Bord: der ausgewiesene Nahver­kehrs­experte Thomas Prechtl.

» Alle Partner im Personen­nah­verkehr sollten stärker miteinander kommuni­zieren. «

Herr Prechtl, Sie bringen viel Erfahrung im SPNV mit. Was reizt Sie an der anderen Seite des Schreib­tischs?

Thomas Prechtl: Das Gestalten! In meinen bisherigen Positionen habe ich das in die Tat umgesetzt, was Aufgaben­träger wie die BEG in ihren Ausschrei­bungen vorgegeben haben. Bei der BEG kann ich jetzt gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen das SPNV-Angebot gestalten und weiter­ent­wickeln. Und das nicht bei irgendeinem Aufgaben­träger, sondern bei dem größten Deutschlands. Das macht die Aufgabe noch spannender, auch weil Bayern sehr divers ist. Es gibt Ballungsräume mit stark wachsender Bevölkerung, aber auch struktur­schwache Gebiete. Da ist es schon eine Heraus­for­derung, für alle das richtige SPNV-Angebot zu gestalten. Aber genau auf diese komplexe und spannende Aufgabe freue ich mich. Dass ich nach vielen Jahren in meine alte Heimat Bayern zurück­kehren kann, hat meine Entscheidung für die BEG noch bestärkt.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht noch Verbes­se­rungs­po­tenzial in der Zusammen­arbeit zwischen Aufgaben­trägern wie der BEG, Eisenbahn­ver­kehrs­un­ter­nehmen und anderen Akteuren im SPNV?

Thomas Prechtl: Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es zwischen den Eisenbahn­ver­kehrs­un­ter­nehmen zu wenig Kommuni­kation gibt – selbst wenn sich ihre Netze überschneiden oder zumindest berühren. Und meist noch mehr gilt das für die regionalen Busunter­nehmer, die den Zug oft als unliebsame Konkurrenz sehen, anstatt sich gemeinsam für ein attraktives Verkehrs­angebot einzusetzen. Wenn die Vergaben erst einmal entschieden sind: Was hindert alle Partner im Personen­nah­verkehr daran, miteinander zu reden und aus Sicht der Fahrgäste nach optimalen Lösungen zu suchen? Denn um die Fahrgäste geht es letztlich. Und je besser das Gesamt­angebot wird, desto mehr Menschen fahren mit den Öffent­lichen. Davon profitieren am Ende alle. Die BEG sehe ich da durchaus als Moderator in diesem Prozess, der alle Partner im Personen­nah­verkehr an einen Tisch bringt.

» Öffentliche Verkehrs­mittel zu nutzen, muss für die Fahrgäste so einfach wie möglich werden. «

In den vergangenen 20 Jahren hat sich viel getan im bayerischen SPNV. Schauen wir in die Zukunft: Wie stellen Sie sich das Fahrer­lebnis in 20 Jahren vor?

Thomas Prechtl: Ich wünsche mir vor allem eines: dass die öffent­lichen Verkehrs­mittel für die Fahrgäste so einfach wie möglich werden. Ich denke vor allem an eine perfekt verknüpfte Reisekette, bei der das Ticket­system in seiner heutigen Form ganz abgeschafft wird. Ich stelle mir vor, dass eine Chipkarte oder ein Smartphone die Reisee­tappen automatisch registriert und den fälligen Betrag abbucht – ohne dass ich als Fahrgast überhaupt einen Gedanken an eine Fahrkarte verschwenden muss, egal ob ich mit dem Regionalzug, der S-Bahn, der U-Bahn, dem Bus oder einer Tram unterwegs bin. Kein Warten mehr am Fahrschein­automat, kein mühsames Zusammen­suchen der passenden Fahrkarte. Das System erkennt die Reiseroute, ermittelt automatisch den günstigsten Tarif und bucht den Betrag am Ende der Reise von meinem Konto ab. Fertig. Wenn diese Vision Realität wird, dann fällt eine entscheidende Hürde für die Nutzung des SPNV weg.

Thomas Prechtl
ist in Amberg in der Oberpfalz geboren und aufgewachsen. Einen Großteil seiner beruflichen Laufbahn verbrachte er außerhalb Bayerns. Rund 14 Jahre war er in leitenden Funktionen bei der Deutschen Bahn tätig, unter anderem als Geschäfts­führer bei der Regionalbahn Schleswig-Holstein, der S-Bahn Hamburg, der S-Bahn Berlin und bei diversen Regional­bus­un­ter­nehmen der DB. Bei der BEG verant­wortet Thomas Prechtl die Aufgaben­be­reiche Wettbewerb, Verkehrs­verträge und Vergaberecht sowie Qualitäts­ma­nagement und Marketing und den Bereich Zentrale Aufgaben.

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