Verlässlichere Anschlüsse dank Analyse gebündelter Daten

Das Messsystem Anschlusserreichung dient der BEG dazu, Schwachstellen zu identifizieren und gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen Lösungen zu entwickeln, zum Beispiel durch Anpassungen im Fahrplan oder durch verbesserte Kommunikationswege.

Seit 2013 bündelt die BEG alle relevanten Zahlen zur Anschlusserreichung in Bayern in einer Datenbank, auf die alle Verkehrsunternehmen und das Eisenbahninfrastrukturunternehmen DB InfraGO zugreifen können. An über 100 Knotenbahnhöfen in Bayern misst die BEG, wie häufig Anschlusszüge erreicht beziehungsweise verpasst werden. Die Anschlussbeziehungen zwischen Regionalzügen, S-Bahnen und Fernverkehr werden aus den Pünktlichkeitsdaten generiert und können detailliert analysiert werden. Das Messsystem ist damit Ausgangspunkt für Verbesserungsmaßnahmen und dient letztlich den Fahrgästen.

Seit 2022 setzt die BEG bei neuen Vergabeverfahren auch finanzielle Anreize für die Eisenbahnverkehrsunternehmen, damit diese besser auf die Sicherung von Anschlüssen achten. Das heißt, die BEG gibt den Unternehmen konkrete Mindestquoten zur Anschlusserreichung vor. Werden diese Vorgaben unterschritten, fallen Strafzahlungen an, indem die BEG Ausgleichszahlungen mindert.

91,4%

Bayernweite Anschlussquote 2023

Entwicklung der bayernweiten Anschlussquote (2017 -2023)

Diagramm: Entwicklung der bayernweiten Anschlussquote (2017 -2023)

2023 wurden bayernweit 91,4 Prozent aller im System erfassten Anschlüsse erreicht (2022: 94,5 Prozent). Das entspricht dem tiefsten Stand seit 2012. Im Vergleich zur historisch niedrigen Pünktlichkeitsquote 2023 bleibt die Anschlussquote aber auf einem akzeptablen Niveau. Das bedeutet, die Verkehrsunternehmen stellen im Verspätungsfall die Anschlüsse weitestgehend zuverlässig sicher. Die kleineren und mittleren Bahnhöfe weisen in der Regel überdurchschnittliche Anschlussquoten auf. Dagegen liegen die Werte der großen Knotenbahnhöfe München, Nürnberg, Augsburg und Würzburg gewöhnlich eher unterhalb der gesamtbayerischen Quote.

Anschlussquote an den großen Knotenbahnhöfen in Bayern (2022-2023)

Diagramm: Anschlussquote an den großen Knotenbahnhöfen in Bayern (2022-2023)

An allen vier großen Knotenbahnhöfen ist die Anschlussquote 2023 gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Quote für den Münchner Hauptbahnhof liegt auch weiterhin deutlich unter dem Niveau der anderen großen bayerischen Knotenbahnhöfe. Der Hauptgrund: Der Hauptbahnhof München ist ein hoch ausgelasteter Kopfbahnhof, dessen Gleise möglichst schnell für neu einfahrende Züge frei gemacht werden müssen. Deshalb sieht das Regelwerk von DB InfraGO hier nur wenig bis gar keine Wartezeittoleranz vor.

Innovativ: Anschlusswunsch per App melden

Die BEG verlangt von allen Eisenbahnverkehrsunternehmen, dass Anschlusszüge mindestens fünf Minuten auf verspätete Züge warten. Aber wie lassen sich Anschlüsse eigentlich sicherstellen? Und wer entscheidet letztendlich, ob ein Zug wartet oder nicht?

Infografik: Anschlusswunsch per App melden

Was früher ein aufwändiger analoger Prozess war, lässt sich heute smart per App anstoßen. Der Prozess wurde digitalisiert und damit um ein Vielfaches vereinfacht. Wenn Fahrgäste in Bayern in einen Regionalzug umsteigen möchten, können sie jetzt selbst per App melden, dass ihr Anschlusszug am Umsteigebahnhof nach Möglichkeit warten soll. Rund zehn Minuten vor dem Umstieg erhalten die Fahrgäste per Push-Nachricht eine Rückmeldung, ob es gelungen ist, den Anschluss zu sichern. Falls nicht, kann man sich über die App eine alternative Verbindung vorschlagen lassen. Zum Vergleich: Früher konnte ein Anschlusswunsch ausschließlich beim Zugbegleiter angemeldet werden und viele verschiedene Stellen mussten telefonisch zusammenarbeiten, um einen Anschluss sicherzustellen – Zugpersonal des verspäteten Zuges, Transportleitungen von möglicherweise unterschiedlichen Verkehrsunternehmen, der Infrastrukturbetreiber DB InfraGO und Zugpersonal des Anschlusszuges.

Allerdings: Das übergeordnete Entscheidungsrecht liegt beim Infrastrukturbetreiber. Denn nur DB InfraGO hat einen Überblick über das gesamte Streckennetz und kann beurteilen, welche Auswirkungen das Warten auf Anschlusszüge hat. Durch eine verspätete Abfahrt könnten beispielsweise Knotenbahnhöfe im weiteren Fahrtverlauf nicht rechtzeitig erreicht werden – und das hätte wiederum weitere Anschlussverluste zur Folge. Zudem kann es vorkommen, dass die Zeit zu knapp wird, um den Anschluss tatsächlich zu sichern, beispielsweise weil eine Verspätung erst kurz vor dem Knotenbahnhof auftritt oder der Anschlusswunsch zu kurzfristig angemeldet wird.

Die Funktion der Anschlussvormeldung steht in der bayerischen Mobilitätsapp MoBY zur Verfügung. Durch den automatisierten Informationsprozess wird der bisher unter vielen beteiligten Akteuren notwendige Abstimmungsaufwand deutlich reduziert. Abstimmungen erfolgen nur noch mit dem Infrastrukturbetreiber. Gleichzeitig erhöht die Anschlussvormeldung per App den Komfort für die Fahrgäste und sie macht die Reisekette zuverlässiger. Der Anschlusswunsch kann nämlich bereits vor Einstieg in den ersten Zug angemeldet werden. Ist er einmal abgesetzt, wird der Anschluss über das System anhand von Echtzeitdaten überwacht. Sollte eine Verspätung den Anschluss tatsächlich gefährden, wird der weitere Prozess automatisch angestoßen. Weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen können die Funktion ebenfalls in ihre Fahrplan-Apps übernehmen. Am Umsteigebahnhof warten können bisher Regionalzüge. Für die Zukunft ist die Einbindung von Regionalbussen geplant, damit auch die Zuverlässigkeit von Bahn-Bus-Reiseketten steigt.

Die BEG hat den Service zusammen mit DB Regio und weiteren bayerischen Eisenbahnverkehrsunternehmen entwickelt und die Software dafür finanziert. Das System ist deutschlandweit einmalig. Es ist ein Baustein zur weiteren Digitalisierung des bayerischen Nahverkehrs und zahlt auf die ÖPNV-Strategie 2030 des Freistaats ein. Auf Wunsch stellt die BEG den Service auch Aufgabenträgern und Eisenbahnverkehrsunternehmen außerhalb Bayerns zur Verfügung.

Meldung des Anschlusswunsches per App

Mehr Informationen zum Anschlusswunsch, zur Funktionsweise und zum Geltungsbereich gibt es auch hier: www.bahnland-bayern.de/anschluss

Wann wartet ein Anschlusszug auf Fahrgäste in einem verspäteten Zug?

Ein Zug wartet grundsätzlich nur dann auf einen verspäteten Zug, wenn es auch tatsächlich Fahrgäste gibt, die auf diesen Zug umsteigen möchten. Das bedeutet, dass Fahrgäste auf ihren Umsteigewunsch aufmerksam machen müssen. Dies ist in Bayern seit Anfang 2023 einfach per Smartphone möglich. Alternativ können Fahrgäste ihren Anschlusswunsch auch weiterhin bei den Zugbegleitern melden.

Warum warten Züge am Bahnhof nicht generell auf andere, verspätete Züge? In einem wartenden Zug sitzen Fahrgäste die auch pünktlich an ihrem Ziel ankommen möchten und dabei sogar selbst Anschlusszüge erreichen müssen. Ein bloßes Abwarten mit daraus resultierenden Verspätungen wäre nicht sinnvoll, wenn es überhaupt keine Anschlussreisenden gibt.

Die Meldung des Anschlusswunsches bietet keine Garantie, dass der Anschlusszug in jedem Fall warten kann. Mehr als fünf Minuten Wartezeit sind in der Regel für den Anschlusszug nicht machbar. In jedem einzelnen Fall ist eine Abwägung zwischen Anschlusssicherung und Pünktlichkeit notwendig. Auch gibt es technische Gründe, weshalb Züge nicht immer warten können: Beispielsweise kann es sein, dass das Gleis im Bahnhof für einen nachfolgenden Zug freigegeben werden muss und deshalb kein Zeitpuffer vorhanden ist. Auch eingleisige Streckenabschnitte ohne Begegnungsmöglichkeiten für die Züge schränken die Wartezeit ein.

Deshalb sind nach Meldung des Anschlusswunsches im Hintergrund Abstimmungen zwischen dem Infrastrukturbetreiber und der Transportleitung des Unternehmens nötig, das für den Anschlusszug verantwortlich ist. Wenn es aus Sicht beider Akteure keine Einwände gibt, wartet der Anschlusszug auf den verspäteten Zug.

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